
Unsere Geschichte im Licht der Erinnerung an die Dunkle Zeit
In den finsteren Jahren des Nationalsozialismus wurde unsere Loge Zum Tempel der Eintracht nicht nur schweigend, sondern mit aller Gewalt mundtot gemacht. Es war das Jahr 1935, als unser Ort des Zusammenkommens geschlossen wurde — unser Tempel, unsere Versammlungen, unsere Rituale fielen dem Verbot zum Opfer. Seither war der Raum dunkel, der freimaurerische Geist gedämpft.
Doch die Geschichte vergaß nichts. Zwei authentische Dokumente erinnern uns an die Mechanismen der Verfolgung — und sie erinnern uns daran, wie kostbar Gemeinschaft, Vertrauen und Wahrheit sind.
Zwei Dokumente, die uns mahnen
1. Die Anzeige von Gustav Wassmann, NSDAP-Mitglied Nr. 47616
Im Spiegel erschien eine Anzeige von Gustav Wassmann, in der er meldet, dass ein Pastor — Pastor Fr. Schünemann — Mitglied unserer Loge „Zum Tempel der Eintracht“ sei.
Diese Anzeige ist nicht nur ein formales Schriftstück, sie ist eine Erinnerung daran, wie Misstrauen gesät wurde, wie Menschen unter Druck gerieten, weil sie Mitglieder einer Gemeinschaft waren, die im Widerspruch zur Ideologie des Regimes stand — eine Gemeinschaft, die für Brüderlichkeit, Freiheit und Respekt eintritt.
2. Die Liste der konfiszierten und später versteigerten Eigentumsgegenstände
Leider konnten wir bislang keine vollständige und verlässliche Quelle finden, die eine detaillierte, nachvollziehbare Liste des komplett konfiszierten Inventars unserer Loge darlegt. Es gibt Hinweise und Teilbelege, dass Möbel, Ritualgeräte und Mobiliar entfernt oder verkauft wurden, doch ein umfassendes Dokument, das alle Objekte auflistet und ihren Verbleib nachzeichnet, liegt nicht in gesicherter Form vor.
Was wir daraus ziehen
Diese Dokumente – und die Lücken in den Dokumenten – sprechen Bände:
- Über die Mutlosigkeit der Justiz und Gemeinschaft, wenn Menschen denunziert werden, nur weil sie Teil einer Brüderschaft waren.
- Über die Enteignung und den Verlust nicht nur von Dingen, sondern von kulturellem Gedächtnis, von Symbolen, von dem, was unseren Bund ausmachte.
- Über das Versprechen der Wiederauferstehung. Denn obwohl verboten, zerstört und entwertet, ist die geistige Substanz unserer Loge nie vergangen. Sie lebt in jeder/r Bruder/Schwester, in jedem Ritual, in jedem Akt der Erinnerung weiter.
Unser Versprechen
Wir geben dieses Erbe nicht verloren. Wir pflegen nicht nur unsere Arbeit, unsere Werte, sondern auch unser Gedächtnis:
- Wir dokumentieren, forschen und zeigen auf, was vergessen wurde oder verschwiegen blieb.
- Wir verweisen auf die Quellen, auf die Fakten — damit Leugnung und Verdrängung keine Macht über unsere Geschichte haben.
- Wir öffnen uns für Gespräche über Schuld, Widerstand, Verantwortung — nicht aus Selbstgerechtigkeit, sondern aus dem tiefen Wunsch nach Versöhnung und menschlicher Würde.
Zeitzeugen
Historische Anzeige
Hier sehen Sie eine NSDAP-Anzeige gegen einen freimaurerischen Bruder. Leider aktueller denn je.
Logeneigentum
Eine Liste der von den Nazis beschlagnahmten und versteigerten Gegenstände.